Bau von handgefertigten Meisterinstrumenten
In der klassischen Art gebaute Streichinstrumente ohne Verwendung vorgefertigter Teile nach eigenem Modell und eigener Lackrezeptur. Wie es sein soll...
Meine Instrumente werden in Einzelanfertigung gebaut. Die Form des Instrumenten-Umrisses habe ich in Anlehnung an alte Vorbilder entwickelt. Die Maßverhältnisse sind die der alten Cremoneser Instrumente. Das verwendete Tonholz ist vor Jahrzenten geschlagen worden und gut ausgesucht. So können beispielsweise Celli von leichtem Gewicht entstehen, was ebenso angenehm wie selten zu finden ist.
Decke, Boden und Schnecke sind von Hand gestochen. Das ist arbeitsaufwändig. Doch nur im Prozess des Formens von Hand können die günstigsten Stärken von Boden und Decke gefunden werden. Bei einer maschinellen Vorarbeit, auch wenn diese noch eine Endbearbeitung von Hand erlaubt, ist das nicht - oder nur noch sehr eingeschränkt - möglich: die Verwendung vorgefräster Teile verhindert die Erfahung der richtigen Stärkenverteilung beim Ausarbeiten von Boden und Decke - und alles, was damit zusammenhängt.
Das fertige - weiße - Instrument wird nicht gebeizt, es erhält also keine intensive Farbe direkt aufs rohe oder grundierte Holz. Der Farblack ist eine eigene Rezeptur - das gehört sich so. Er besteht aus einer Mischung verschiedener alkohol- und öllöslicher Harze und und wird mit dem Pinsel in 12 bis 14 Schichten aufgetragen. Zwischendurch wird er geschliffen und zuletzt mit einem Läppchen, das mit wenig Polieröl und Alkohol befeuchtet ist, poliert. Das ist ein aufwändiges Verfahren, ergibt aber das schönste Lackbild. (Auf dieselbe Art - durch Auspolieren - wird auch der Lack guter alter Instrumente gepflegt. Versuchen Sie das aber bitte nicht an Ihrem Instrument, es braucht viel Übung und eine genaue Anleitung, sonst wird der Lack dabei stark beschädigt!)
Die beim Neubau gemachten Erfahrungen kommen der Reparatur und Restauration beschädigter Instrumente zugute. Bei diesen Arbeiten geht es beispielweise um die Pflege des Instrumentes, um Leimungen von Rissen oder loser Teile, um Ersetzungen beschädigter oder verlorener Teile sowie um das Spielfertigmachen und klangliche Einrichten des Instrumentes.
Das „Meisterinstrument“ ist eine Einzelanfertigung und in allen Teilen von Hand gebaut, nach einem eigenen Modell des Geigenbauers und lackiert mit einem Lack aus eigener Rezeptur. Das Bauen von Hand ist keine Erfolgsgarantie für ein hochwertiges Instrument, aber dessen Voraussetzung. Auch unter ästhetischen Gesichtspunkten sehr schätzenswert - so sollte es zumindest sein - und dann ist es das, was man eigentlich unter einer Geige, einer Bratsche, einem Cello versteht.
Das „Manufakturinstrument“ wird aus maschinell gearbeiteten Teilen von Hand fertig gestellt. Böden und Decken sowie die Hälse mit den Schnecken werden mit Hilfe einer Kopierfräse angefertigt in Werkstätten, die sich darauf spezialisiert haben. Diese Instrumente sind sehr viel preisgünstiger als ein handgebautes; es gibt sie in vielen verschiedenen Qualitäten und also zu vielen verschiedenen Preisen. Ein solches Instrument, wenn es gut ausgesucht ist, kann durchaus befriedigen und ist das meistgekaufte. Diese Instrumente suche ich beim Hersteller aus und mache sie in meiner Werkstatt spielfertig. Steg, Stimme, Griffbrett-, Wirbel- und Obersattelformung sowie die klangliche Einrichtung sind dann von mir gemacht.
Zentren der Geigen-Manufakturen: Mittenwald, Mirecourt, Franken, Markneukirchen, Cremona und Siebenbürgen. Auch chinesischen Werkstätten können mittlerweile hochwertige und sehr schön gebaute Instrumente liefern. Derzeit - im Jahr 2023 - finde ich die Produktion der siebenbürgener Werkstätten am interessantesten. Was sich diesbezüglich in der Szene des Manufakturbaues geändert hat, ist hochinteressant. All diese Instrumente "leben" von der Güte, mit wieviel Sachverstannd sie letztendlich in den verkaufenden Geigenbauwerkstätten spielfertig gemacht worden sind.
Alte Manufakturinstrumente sind oft vogtländische Instrumente aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Auch Mittenwald und Mirecourt sind Orte des Manufakturbaues. Es gab dort sehr viele Werkstätten, die in allen Qualitäten und großen Stückzahlen produziert haben. Die Maschinenarbeit spielte damals keine so große Rolle, - die Kopierfräse gab es noch nicht. Es wurde statt dessen von Hand in Arbeitsteilung gearbeitet. Es gibt da sehr schöne Instrumente, bei denen man manchmals sogar versucht ist, sie als handgebaute Meisterinstrumente einzuschätzen. Auch mittlere Qualitäten, sofern sie keine häßlich ausgeführten Reparaturen aufweisen, lohnen sich sehr zu richten und weiterhin darauf zu spielen.
Der Übergang zum „Fabrikinstrument“ ist fließend; sie kommen überwiegend über das Internet in den Handel und haben oft so starke Mängel, daß sie kaum befriedigend spielbar zu machen sind und eine mögliche Nacharbeit oft nicht lohnt. Auch die teilweise extrem niedrigen Preise legen leider ihre Unbrauchbarkeit nahe. Glücklicherweise gibt es in preislicher Hinsicht Alternativen zum Fabrikinstrument.