Geigenbauwerkstatt
Hansgeorg Ulrich
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Etwas zum Instrumentenlack

Der Lack des Instrumentes hat nicht nur die Aufgabe, das Instrument zu schützen, sondern er hat auch Einfluß auf den Klang und er hat darüberhinaus eine wesentliche Bedeutung für das äußere Erscheinungsbild. Zu letzterem lohnt sich eine nähere Betrachtung.

Das fertige unlackierte Instrument ist „weiß“ - sehr hell.

Das Fichtenholz der Decke ist zuerst einmal fast weiß; wenn man genau hinschaut, ist es übersät mit silbernen glänzenden kleinen Strichen quer zu den Jahresringen, die aussehen wie eingelagerte Kristalle. Sichtbar sind diese Markstrahlen bei schön gespaltenem Holz und dann erst wieder nach der sorgfältigsten Glättung der fertigen Decke, was nicht mit Sandpapier geschehen darf, sondern mit Schachtelhalm. Das heißt, das Fichtenholz darf mit Sandpapier gar nicht in Berührung kommen, sondern nach dem Glätten mit der Ziehklinge ist die Endbehandlung die Glättung mit Schachtelhalm, wobei zwischendurch das Holz gewässert wird. Diese Vorgehensweise erst bringt die Schönheit eines Fichtenholzes, das auf magerem Gebirgsboden gewachsen ist, zum Vorschein.

Der Bergahorn, das zumeist verwendete Holz für Boden, Zargen und Hals, ist meistens weiß, er kann aber auch Braun- oder Rottöne haben. Zum Instrumentenbau verwendet man in der Regel „geflammten“ oder „geriegelten“ Ahorn. Das ist die Bezeichnung für eine Wuchsart des Baumes, bei der die Jahresringe, die Fasern, nicht senkrecht in einer Linie nach oben dem Himmel zu wachsen, sondern in mehr oder weniger gleichmäßigen Schlangenlinien. Wenn ein solches Holz gehobelt wird, die Holzfaser ständig angeschnitten und es entstehen quer zu den Jahresringen verlaufende Lichtbrechungen. Boden, Hals und Zargen werden nach dem hobeln wie bei der Decke mit der Ziehklinge geglättet und zuletzt mit Schachtelhalm geschliffen und gewässert.

So bearbeitet hat das Holz des unlackierten Instrumentes eine unglaubliche Schönheit. Fichte und Ahorn bekommen an der Oberfläche eine erstaunliche Tiefenwirkung, sodass man glaubt, ins Holz hineinschauen zu können. Dabei überkommt einen das Gefühl, dass der notwendige Lacküberzug eigentlich die ganze Sache nur noch verderben kann. Das will man natürlich auf gar keinen Fall und man ist eigentlich nur bereit, diese schöne Holzoberfläche dem Lack preiszugeben, wenn der Lack seinerseits wieder etwas zur Schönheit des Instrumentes beitragen kann.

Instrumentenlack ist ein transparenter Farblack. Die Farbe soll eine natürliche sein – Anilinfarben verbieten sich da. Zum Glück weisen die rohen Farbharze eine reiche Farbpalette auf, so dass auf künstliche Farben verzichtet werden kann. Der Lack ist sehr dünn und wird in vielen Schichten aufgetragen, wobei man zwischendurch schleift und auch poliert. Weil der Lack transparent ist, fällt jede Unregelmäßigkeit sofort in der Farbintensität auf. Das heiß, dort wo der Pinsel noch etwas mehr Lack an sich trägt, wird die Farbe instensiver als dort, wo er schon weitgehend ausgestrichen ist. Man kann solche Unregelmäßgkeiten nicht korrigieren, weil jeder Anstrich den darunter liegenden Lack wieder aufweicht; würde man anfangen, mit dem Pinsel hin und her zu streichen, wie das beim Lackieren einer Türe oder eines Fensters ganz normal ist, würde man sofort die ganze Arbeit vollständig verderben.

Da nun das gleichmäßige Lackieren mit transparentem Farblack auf den weißen Holzgrund nie ganz perfekt gelingen kann, ist man dazu übergegangen, das rohe Holz vor dem Lackieren mit einer Farbbeize zu behandeln. Denn dann streicht man den transparenten, gefärbten Lack nicht mehr auf einen weißen Holz-Untergrund, sondern auf einen – meist stark – gefärten und die Unregelmäßigkeiten des Lackauftrages werden weitgehend unsichtbar. Das aber zerstört diese unglaublich schöne Holzoberfläche: der Spiegel, die Lichtbrechung, die Tiefenwirkung des Holzes wird zerstört und auch die natürliche Nachdunklung des Holzes wird verhindert.

Unser Auge hat sich längst gewöhnt an das Erscheinungsbild der unter dem Lack farbgebeizten Instrumente. Jedes Manufaktur- Instrument wird heute (und auch schon vor 200 Jahren) auf diese Art lackiert. Ausnahmen sind nur manche neue handgebauten Meisterinstrumente und die alten hochgeschätzen Meisterinstrumente. Bei letzteren ist es so, dass deren Farblack nicht so intensiv gefärbt war, wie man das heute tut. Deren heutige Farbe ist ein Zusammenspiel des im Laufe vieler Jahrzehnte oder Jahrhunderte nachgedunkelten Holzes mit dem zarten Farblackauftrag. Das gibt diesen Instrumenten ihr unvergleichlich edles Aussehen. Dass diese Lacke intensiv und regelmäßig gepflegt worden sind, ist eine weitere Voraussetzung zu ihrem heutigen Erscheinungsbild.

Auf Grund der nun schon seit Langem angewendeten Lackiertechnik auf gefärbtes Holz ist uns das in großer Gleichmäßgkeit lackierte Instrument zu einem gewohnten und eigentlich auch oft langweiligen Erscheinungsbild geworden. Die mögliche Schönheit des lackierten Instrumentes ist der Vorstellung abhanden gekommen.

Ein Möglichkeit, dem schönen Lackbild alter Instrumente wieder nahezukommen ohne auf die unserer Vorstellung gewohnten intensive Färbung verzichten zu müssen ist, die Holzoberfläche so zu bearbeiten wie am Anfang beschrieben und dann ohne weitere Beize den Farblack aufzutragen. Also so, wie man das vor 200 Jahren gemacht hat, allerdings nicht mit dem wenig gefärbten Lack, sondern mit einer Farbintensität, die unser Auge sich heute oft wünscht. Die feine Farbintensität alter Instrumente ist ein Zusammenspiel des im Laufe einer sehr langen Zeit nachgedunkelten Holzuntergrundes und den Farbpigmenten des Lackes.

Dieser Lack soll so beschaffen sein, dass er sich jederzeit gut polieren lässt, also sich beim polieren erweicht und an seiner äußersten Oberfläche neu verteilt. Dass das Lackbild wegen der höheren Farbintensität dabei nicht ganz gleichmäßig wird, empfinde ich eher als Wohltat. Denn in Verbindung mit dem Nachdunkeln des Holzes im Laufe der Jahrzehnte, in Verbindung mit den Lackverletzungen und Lackabtragungen, die sich aus dem hoffentlich regelmäßigen und ausgiebigen Gebrauch ergeben und die dann im Laufe der Zeit eine oftmalige Lackpflege und Politur nötig machen, ergibt sich über längere Zeit gesehen ein hochwertiges Erscheinungsbild, das dieses Instrument immer lebendiger macht und auf keine andere Art zu erreichen ist. Es gibt selbstverständlich auch andere Arten der Lackierung, die ebenfalls zu schönen Ergebnissen kommen; wichtig erscheint mir, dass die Lackierung Ausdruck der individuellen Anfertigung des Instrumentes ist.

Ein solches Instrument, regelmäßig und gut gespielt, wird erlebbar schöner mit dem Alter. Es wird auch in Klangqualität und Spielbarkeit besser, je intensiver es gebraucht und gepflegt wird. Auch hinsichtlich seines Wertes wird die Entwicklung so sein, dass nicht leicht etwas gefunden werden kann, das sich ähnlich günstig in der Werterhaltung, Wertsteigerung verhält.

 

 

 

 


Wegbeschreibung zur Geigenbauwerkstatt Ulrich, Schwäbisch Gmünd in "Kontakt" aus den Richtungen Stuttgart, Esslingen, Göppingen, Ulm, Würzburg

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